Schleifenbild 1


Patrick Salutt
https://www.instagram.com/saluesalutt92/
1992, Susch (GR)

Farbstoff auf Gewebe – 100 × 75 cm – 2020

Lebt und arbeitet in Susch (GR) und Hamburg (DE)

Gekauft 2020 bei the Stable, S-chanf (GR)

Einleitung zum 10. Bild des Monats (14. Newsletter Februar 2021)


Schleifenbild 2 – Farbstoff auf Gewebe – 100 × 75 cm – 2020

Der Künstler

Patrick ist ein Multiinteressierter und -talentierter: Bauernsohn, Skilehrer, Musiker, Architekt, Schriftsteller. Er ist ein Sammler, dessen Sinne alle offen sind, und man erahnt in seinen Gestaltungen das tiefe menschliche Bedürfnis, dieses umtreibende und unruhige Leben in einem friedenbringenden Kunstwerk einzufangen. Seine sprudelnde Ehrlichkeit bei diesem grossen Unterfangen ist einmalig. Er saugt alles auf und schreibt das stürmisch in seinen Archivbüchern nieder in der Hoffnung, dass er es nicht wieder verliert. Worterfahrung wird zur farbig gewordenen Leinwand. Ich fühle mich seelenverwandt/-verstanden und glücklich, ihm folgen zu dürfen.

Zitat aus seinem Archiv zur eigenen Kunstform:


spielerisch hervortastend

sich in den Dingen befindend

wach, nicht überspannt

grasend, nicht energisch

ernsthaftig mit Humor dafür oder dagegen,

anspruchsvoll und kein Connaisseur

 

dinglich, grünlich sind die Dinge

sagen wie sie sind

als Holz oder Welle

im Dazwischen mit Referenz

ohne darunter leiden zu müssen

herbeigezogenes arrangieren wie ein liebender Sammler

immer nur Nebendarsteller, pflichtbewusst

mehr Zeit- als Hauptwort und Ahnung als Wissen

 

techno-permakultur

Mainstream und Subkultur

Urbanität und Weidewirtschaft

Schlagwort und Snowflake

Algorithmus und Willkür

esc esc, cancel cancel

 

mit iPhone und Bleistift

mit Beamer und Pinsel

 

Das ist, vielleicht

dreistufen-

post-pragmatic-painting


Meine Bildbetrachtung

Die «Schleifenbilder 1 und 2» waren in einem Stall ausgestellt und haben mich durch ihre bestechend einfache Genialität sofort angesprochen. Wo soll man hin? In die warmen Farben oder in die weissen Aussparungen? Sind es Aus- oder Eingänge? Wurden die Farben oder die Gedanken geschliffen? Man begreift: Da steckt mehr dahinter als nur «schöne» Kunst.

Form- und Farbenergie verdichtet sich auf der Leinwand. Es entsteht ein unaufgeregter Minimalismus, der sowohl Gedankenläufe freisetzt als auch spirituelle Ruhe ausstrahlt. Die asymmetrischen Tafeln passen nicht richtig zusammen. Irgendwie wirken sie unlogisch und werden durch das erdige Färbemittel still zusammengehalten.

Abhängig vom (Gemüts-)Zustand und wie weit man Abstraktion zulässt. Erregt oder entspannt. Hin- und Weg-Schleife. Wiederkehrendes Auf und Ab. Buchseiten oder Herzkammern. Quantenphysik oder Altar. Die Schleife ist verborgen sichtbar und bildet die wiederkehrenden Lebensbewegungen ab. Die Gedanken schwingen. Die Worte erscheinen.

Schleifenbild 1 und 2 bei the Stable, S-chanf (GR)

Austausch mit dem Künstler

Wie willst du, dass die Betrachter deine Werke sehen/lesen?

Ich will und verlange nichts von meinen Betrachtern. Ich verlange allein, dass es Betrachter gibt. 

Bei welchem Werk ist es dir bis jetzt am besten gelungen, dein Wesen und deine Worte auf die Leinwand zu bringen?

Mit den Hofbildern ist mir ein Schritt in eine mir korrekt scheinende Richtung gelungen. Es war fast, als wäre mir etwas von einer Schuld genommen worden. Allein wie die Bewegungen und Gesten zum umliegenden Bauernhof im richtigen Verhältnis standen, reichte mir – bereits bevor ich die Arbeit abgeschlossen habe – als Erfahrung.

o.T. Hofbilder 7, 4 und 8 – Farbstoff auf Gewebe – 212 × 198 cm – 2021

o.T. Hofbild 5 – Farbstoff auf Gewebe – 212 × 198 cm – 2021

o.T. Hofbild 9 – Farbstoff auf Gewebe – 212 × 198 cm – 2021

Darf man deine Werke als eine Art Lebensbilderbuch verstehen? Warum machst du das?

Ich bewege mich ständig in einer Vorahnung meines Verständnisses. So werde ich auf Dinge aufmerksamer. Ein Lebensbilderbuch entsteht immer und zu jeder Person aus einer Tradition und Vergangenheit heraus, die zu einer Geschichte führt … vielleicht mache ich es aus diesem Grund, um ein kleines offenes Fragment zu füllen, das auf dieser Schulter der Tradition sitzt und weitergespielt wird. Natürlich auf eine aktuelle und zeitgenössische Art und Weise neu bestimmend.

Wie weit haben dich deine Ausbildungen in deinem schöpferischen Prozess beeinflusst?

Sie haben mich vielleicht im Charakter beeinflusst und dort auch mitgespielt, doch im Tun ist mir die «Kindlichkeit» (nicht Kindheit) am wichtigsten. Diese kann chronologisch nicht festgesetzt werden, doch die war im heranwachsenden Alter sicher ausgeprägter als jetzt. 

Warum schreibst du Gedichte/Lyrik und nicht Romane / ein Glossar zu deinen Werkreihen oder malst figurative Bilder?

Ich schreibe alles auf, was mir herbeifliegt. Da entstehen auch kleine Kurzgeschichten. Die Form eines Romans konnte es noch nicht annehmen, denn dafür bin ich (noch) zu ungeduldig. Die Geduld hätte ich vielleicht schon, doch ich würde mich um meine Bilder sorgen. Ich habe mich nun mal für die Malerei entschieden … 

Ich schreibe meist von früh bis Mittag und dann fange ich erst zu malen an. Ich kann das noch nicht klar als eine so konkrete Einheit zusammen weiterspielen, sondern ich muss mit dem Schreiben an einen abgeschlossenen Punkt kommen, bevor ich etwas anderes anfange. Dies geschieht meist irgendwann von selbst. So auch meine figurativen Arbeiten. Ich habe bisweilen im grossen Format noch keine Lösung gefunden, die unterzubringen in meiner vorhergesehenen Zeit. Dem Problem stelle ich mich und daraus wird irgendwann etwas folgen. Momentan gefällt mir eine gewisse Kürze und Unmittelbarkeit.