«Haunted»


Karoline Schreiber
https://karolineschreiber.ch
1969, Bern

Bleistift auf Papier – 51 × 57 cm – 2016
Gekauft 2018 von der Künstlerin
Teilnehmerin an der 1. Kunst zu Hause


Die Künstlerin

Kennengelernt habe ich sie 2014 in der Gallerie Stephan Witschi.

Karoline Schreiber ist die Zeichnerin schlechthin und zeichnet dementsprechend praktisch immer. Bei einer ihrer vielen Performances «Karoline Schreiber Drawing Your Subconscious» lag man auf einer Couch und erzählte ihr einen Traum, den sie sogleich zu einer Illustration verarbeitete. Schreiber erforscht auch Tabu-Themen und -Orte und setzt diese tiefgründig, skurril und humorvoll um, wie beispielsweise die Serie «Desent Shit» gut aufzeigt. Dank ihrer unverkennbaren Bildsprache erschafft die Künstlerin eine inspirierende und faszinierende Gedankenwelt, die uns zur Selbstreflexion anregt.


Meine Bildbetrachtung

2018 habe ich «Haunted» bei einem Atelierbesuch entdeckt und ich wusste sofort: Das muss ich haben!

Für mich war es die «Szene einer Ehe». Sie geht «blind», aber doch zielstrebig, häuslich und schönmalerisch voran. Er hinterherspringend, metzgert sich mehr oder weniger durchs Leben, etwas grobschlächtig, fühlt sich aber eigentlich als Clown. Im Hintergrund eine Fotogalerie der gemeinsamen Erlebnisse, die diese sich wiederholende Situation bild- und sprachlos dokumentiert. Dynamisch und vielschichtig. Ein facettenreiches und energiegeladenes Paar!

Karoline hat mich dann später aufgeklärt. Die Inspiration ist eine «schrecklich-tolle Videoarbeit» von Paul McCarthy, 1945 («Painter», 1995, 50 Minuten).


Austausch mit der Künstlerin

Du hast mir 2019 eine grosse Freude gemacht: Erstmals wurde ein Werk aus meiner Sammlung prominent an deiner Solo-Ausstellung «Karoline Schreiber räumt auf» im Haus für Kunst Uri, Altdorf, präsentiert und du hast an der Vernissage auch gleich noch eine Performance «Karoline Schreiber wiederholt sich» dazu gemacht.

Was bedeutet «Haunted» für dich?

Der Titel trägt zwei Komponenten ist sich:

Zum einen verweist er natürlich auf das, was man im Bild sieht: eine physische Verfolgung. Zwei Figuren befinden sich in einem Raum. Die Figur rechts im Bild bin ich; die mich verfolgende Figur ist ein Clown. Meine Augen sind verbunden und ich halte einen übergrossen Pinsel in der Hand, der mich verfolgende Clown ein Beil, mit dem er mich wohl gleich erschlagen will.
Aber ich werde natürlich noch von etwas anderem verfolgt oder besser gesagt heimgesucht und hier sind wir bei der nicht offensichtlichen zweiten Bild-Komponente: ich will gute Bilder malen, nur leider sind alle Blätter, die an den Wänden hängen, ganz leer, also schwingt da eine künstlerische Verzweiflung mit.
Der Clown im Bild entstammt übrigens, wie du oben erwähnst, der umwerfenden Videoarbeit von Paul McCarthy „Painter“. Als ich diese Arbeit das erste Mal gesehen habe, verfiel ich in hysterisches Gelächter, weil sich da jemand über den verzweifelten Maler lustig machte, der auf den richtigen Moment für den richtigen Pinselstrich wartete. Erst später erfuhr ich, dass sich McCarthy darin mit Willem de Kooning und Jackson Pollock beschäftigt hatte.

Woher kommt diese einzigartige, neugierige und humorvolle Art, die Welt zu betrachten?

Das kann ich jetzt nicht so gut beantworten. Ich kann dazu aber sagen, dass es mich freut, dass du meine Arbeitsweise so einschätzt. Was ich aber weiss, ist, dass das Kunstmachen mir ermöglicht, der Welt in Form eines Werks entgegenzutreten und zu reagieren. Kunstmachen bedeutet, dass ich mir immer neue Konstrukte bauen und ich also mein ganzes Leben lang spielen kann – das finde ich erstrebenswert.


Weitere Werke der Künstlerin in der Sammlung

Sleeping, Smoking, Painting, 2020, Acryl auf Malkarton 24 x 18 cm, ungerahmt
Karoline: Mein Bild „SMOKING SLEEPING PAINTING“ bezieht sich auf Philip Gustons "Painting Smoking Eating“, 1972. Es ist also keine Inspiration, sondern eher Hommage oder Antwort darauf.

Zeichnungen aus dem kleinsten Atelier der Stadt 2013, eine Zeichnung Kategorie 2.

Hans Witschi: Vorher: O.T. (human being with a bottle), 2005, Öl auf grundierter Baumwolle, 61 x 45.7 cm
Hans Witschi: Nachher: O.T., Pimp my Painting, 2013, Öl auf grundierter Baumwolle, 61 x 45.7 cm
Pimp my Painting

Experiment in consensual art appropriation Malerei-Projekt im message salon und Perla Mode, Zürich, 2013 (mit Julia Sheppard) 40 Malerinnen und Maler wurden eingeladen, uns ein misslungenes, unfertiges oder anderweitig problematisches Gemälde aus deren Werk zur Verfügung zu stellen, das wir im temporären Atelier im message Salon verbessern und/oder vollenden werden. Das Projekt beinhaltet Fragen nach Autorenschaft, Scheitern und Zweifeln, Einmaligkeit versus Veränderbarkeit und Art Appropriation. „Pimp my Painting“ ist ein zutiefst malerisches Projekt, das sowohl Praxis beinhaltet als auch den Diskurs über dieses Medium fördern soll. Wir haben explizit solche Positionen angefragt, deren Arbeit wir schätzen. Das Projekt wird durch ein Programm begleitet. (Eröffnung des Pimpshops, wo die unbearbeiteten Bilder als Ausgangslage des Projekts gezeigt werden, Gastmalen, offenes Atelier in der Mitte des Projekts, Werkgespräch mit Karoline Schreiber, Julia Sheppard, Thomas Müllenbach und Samuel Herzog) In der Ausstellung wird dem Publikum die Vorher-Situation in Form von kleinen Fotografien der Gemälde gezeigt, die neben den neuen Originalen platziert werden. «Pimp My Painting» mit Werken von Urs Aeschbach, Kevin Aeschbacher, Wamidh Al-Ameri, Gen Atem, Zahra Atifi, Anton Bruhin, Ralph Bürgin, Pascal Danz, Andreas Dobler, Marc Elsener, El Frauenfelder, Marcel Gähler, Monica Germann & Daniel Lorenzi, Philippe Glatz, Clare Goodwin, Patrick Graf, Christian Grogg, Corinne Güdemann, Valentin Hauri, Christoph Hüppi, Andrea Muheim, Thomas Müllenbach, Bettina Mürner, Maria Pomiansky, Albrecht Schnider, Karoline Schreiber, Julia Sheppard, Jeroen Singer, Loredana Sperini, Nora Steiner und Hans Witschi.

Im Garten, 2012, Öl auf Leinwand, 23 x 18 cm

Quittungen Fortlaufend, seit 2017 Ich sammle Quittungen, die keinen Eingang in meine Steuererklärung finden können, da diese rein private Ausgaben belegen. Es handelt sich dabei also um Abfallpapier in unterschiedlicher Grösse, jedoch ist das Format natu

Ohne Titel, 2012, Öl auf Leinwand, 15 x 15 cm

Baum auf Stuhl, 2010, Tusche auf Papier, 40 x 30 cm

I am sorry