Ohne Titel (Uaul Scatlè)


Ester Vonplon
https://estervonplon.net/
1980, Zürich

Cellofix, dat. 1907 Photogramm, Inkjet auf Hahnemühle Photo Rag – gerahmt 154.5 × 104.5 cm – 2018 – Edition 1/5

Ester lebt und arbeitet in Castrisch (GR).

Gekauft in der Galerie Stephan Witschi

Einleitung zum 9. Bild des Monats (13. Newsletter August 2021)


Die Künstlerin

Ester zu folgen, ist aufregend. Ihre Arbeiten sind eine fortlaufende Suche nach dem Konzentrat/Kern in der Natur / im Wesen. Gestartet ist sie als erfolgreiche Snowboarderin, kennt daher die Grenzen des Machbaren und weiss um die Vergänglichkeit von Siegen. Das Erforschen des Schnees und der Berge ist die Spur, der sie neugierig folgt. 

Sie ist eine grossartige Schwarzweissfotografin. Das Experimentieren und das Spiel mit der Absichtslosigkeit/Zufälligkeit werden immer wichtiger und machen ihre Arbeiten einmalig. Ihrer «Gletscherfahrt» ist beispiellos und anstatt sich im Erfolg feiern zu lassen, ist sie schon zur nächsten Untersuchung aufgebrochen. Berechnende Technologie und glückhafte Zustandsmomente vermischen sich dank ihres achtsamen Auges zu auffallenden Studien. Sie ist eine Spurensucherin und Sammlerin, die uns subtil auf Vergängliches und Vergangenes aufmerksam macht. 

Sterbendes und noch Lebendes hält Ester mit veralteten Dokumentationstechnologien fest und bringt es modern auf kleines und grosses Fotopapier. Ihre Werke berühren uns.

Einleitung

Aus einem Text der Serie Val Curciusa von Ester Vonplon «Diesseits»

«Das Val Curciusa ist eines der wenigen verbliebenen alpinen Hochtäler der Schweiz, in welchem weder Wasser gefasst wird noch ein Fahrweg existiert. Es ist nur zu Fuss zugänglich. Durch das Fehlen von Eingriffen der Zivilisation ist die Zeit in dieser Hochebene relativiert. Diesen Ort habe ich aufgesucht, um im Gelände aus Pflanzen, Tieren, Schatten und Steinen Photogramme zu erstellen. Abbildungen von dem Sommer 2018, mit Licht gezeichnet auf über 100jährigen Cellofix-Postkarten.»


Meine Bildbetrachtung

Auf den ersten Blick denkt man an eine «Palme». Doch tatsächlich lässt Ester ein kleines und zartes Blümlein sich gross aufbäumen. Die Blätter sind in alle Richtungen gekräuselt. Der Ausdruck ist stolz und selbstbewusst. Der Hintergrund erscheint konturenhaft und reflektiert Himmelsgebilde, Bergwelten oder Erinnerungsstücke, fast so, wie wenn wir unsere Augen schliessen und anschliessend das Nachbild sehen.

Ist es die Wirklichkeit oder unwirklich? Es geschieht mit uns ein Zeitsprung in die Sentimentalität, der uns Eindruck macht. Es ist ein Weckruf, die Natur zu würdigen und sie wieder gross zu machen. Esters Werke machen uns nachdenklich und lösen gleichzeitig eine wohlige Freude aus.


Austausch mit der Künstlerin

Was bedeutet dir das Festhalten?

Was treibt dich emotional und rational beim Arbeiten an?

Meine Fragen an Ester bleiben unbeantwortet. Ich danke ihr für die Möglichkeit, ihr grossartiges Werk in unserer Online-Sammlung zu präsentieren.


Weitere Werke der Künstlerin in der Sammlung

Gletscherfahrt 2013–2015

Wenn die Gletscher schmelzen, schmelzen wir dann auch?

«In diesem Jahr verbrachte ich viele warme Sommertage auf dem Gletscher. Ich sah zu, wie das Eis langsam und stetig schmolz. Es erinnerte mich an ein langsames Sterben. Die Gletscher, welche ich besuchte, waren den ganzen Sommer über von weissen Tüchern bedeckt. Riesige Bahnen, nachlässig mit langen, krummen Stichen zusammengenäht. Sie dienten dazu, an sonnigen Tagen die direkte Strahlung von den Eismassen abzuhalten. Geschmolzen sind sie trotzdem. Stetig tropfte es von den Eisblöcken unter den Tüchern. Die Nässe des Eises, während Wochen und Monaten der Natur ausgeliefert, verfärbte die weissen Tücher langsam. Die Gletschermilch, welche sie nässte, hinterliess kleine dunkle Rinnsale auf den weissen Bahnen.» Sommer 2014

Fotografie: Ester Vonplon  Musik: Stephan Eicher

Gletscherfahrt – Kohlenpigment-Druck auf Innova Cotton Paper – 106 × 85 cm – 2013 – Edition 5/5

Gletscherfahrt – Kohlenpigment-Druck auf Innova Cotton Paper – 106 × 85 cm – 2013 – ArtistPrint