Raum 2


Daniel Karrer
https://danielkarrer.ch
1983, Basel

Öl auf Leinwand – 150 × 150 cm – 2008
Gekauft 2008 bei der Jungkunst
Gerahmt von Bilderrahmen Rehalp
Teilnehmer an der 1. Kunst zu Hause


Der Künstler

Den Künstler habe ich 2008 an der «Jungkunst» kennengelernt. Er lebt und arbeitet in Basel.

Daniel Karrer widmet sich seit Ende 2016 hauptsächlich der Technik der Hinterglasmalerei. Seine Werke sind stark in der Tradition der Malerei verankert, nutzen aber gleichzeitig in selbstverständlicher Manier die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters. In seine faszinierenden Raum- und Farbkonstruktionen taucht man gerne ein. Sie sind alle unbetitelt und so kann man sich darin ungehindert verlieren, um sich später wieder neu zu finden.

Bei der Hinterglasmalerei muss seiten- und umgekehrt gemalt werden.  Zuerst Details und erst am Schluss der Hintergrund. Die Farben werden dadurch intensiver und glänzen. Das Arbeiten wird zum Denkprozess und Änderungen anzubringen, wird schwierig (Er beschreibt seine Technik im Abschnitt «Weitere Werke ...»).


Meine Bildbetrachtung

Bei der «Jungkunst 2008» entdeckte ich diese vielschichtige Malerei. Es ist mein erster grossformatiger Kauf und die Faszination ist bis heute geblieben. Das Zusammenspiel von dezenten Farben, Formen und sich öffnenden Perspektiven ist anregend. Statisch inszeniert, und doch bewegt man sich neugierig von oben nach unten und taucht immer tiefer in das raumhafte Gedankenspiel ein. Wie macht Daniel das nur? Warum brechen einzelne Elemente ab? Warum sind Zimmer verschleiert? Neben den Fragen nach der Machart verliert man sich zunehmend in den eigenen Erinnerungen und Sehnsüchten und findet sich nach endlicher Zeit wieder bei sich und im Jetzt.


Austausch mit dem Künstler:

Lieber Daniel

Reportage und Gedanken zu deinem Werk, das wir sehr wertschätzen. Das erste Gemälde von dir haben wir an der «Jungkunst» gekauft und es ist tatsächlich meisterhaft. 

Letztes Wochenende habe ich es mit einem Freund aufs Neue bestaunt.

Sein Einstieg in die Bildbetrachtung war, dass es ihn an «Minecraft» (ein Computerspiel) erinnert, das seine Söhne gerne spielen. Wir haben sicher 20 Minuten davorgestanden und immer wieder neue Entdeckungen, Perspektiven, Interpretationen und Einfälle dazu gehabt.

Weisst du noch, wie lange du gemalt hast? Ist die Vorlage im Computer entstanden oder hast du Skizzen gemacht? 
Gibt es noch Material vom Entstehungsprozess?
Ein sehr komplexes Werk, und wir erhalten viel positive Resonanz dafür. Warum hast du dich davon wegentwickelt?
Weniger Elemente, weniger Computer, kleinere Formate etc.?

Lieber Martin

Das Bild ist wirklich eines der ersten, und es ist mir gerade aufgefallen, dass es nicht einmal auf meiner Website ist. Dabei ist es für mich auch ein sehr wichtiges Bild. In den ersten paar «gültigen» Bildern habe ich so einiges entdeckt. So vieles habe ich noch nicht gemalt! Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb ihr als Betrachter so viel zu entdecken hattet. Damals tendierte ich dazu, die Bilder vollzupacken, während ich heute die Dinge eher isoliere und aber meiner Meinung nach vielleicht etwas präziser bin. Aber ich möchte damit nicht sagen, dass das Bild schlechter ist als die neuen. Ich zerlege mein Interesse in der Malerei momentan eher in ihre Einzelteile. Wer weiss, vielleicht füge ich sie ja irgendwann wieder einmal zusammen zu den «komplexeren» Bildwelten. Es wäre ja auch langweilig, wenn ich mich nicht weiterentwickelt hätte. Die Bilder, die gemalt sind, sind gemalt, das muss man nicht x-mal wiederholen.

Die Computergame-Ästhetik ist nach wie vor ein Einfluss. Manchmal mehr, manchmal weniger sichtbar. Wenn ich beginne nachzudenken, fallen mir so viele Dinge ein, aber vielleicht sollten wir uns mal «in echt» unterhalten, ihr seid auch herzlich willkommen, mal in meinem Atelier vorbeizukommen!

Zum Entstehungsprozess: Ich habe (wie heute auch noch meistens) eine Photoshop-Collage als Entwurf erstellt. Das ist der Ausgangspunkt.

Die Komposition habe ich so ziemlich übernommen. Sie ist das Gerüst für die Malerei, das heisst für Farbe und Struktur. Wie lange ich daran gearbeitet habe, weiss ich nicht mehr. Es sind aber mehrere Ebenen, und die Ölfarbe muss ja immer wieder mal trocknen dazwischen. Das zieht sich dann sicher über Wochen, vielleicht einen Monat? Aber dann bin ich ja nicht konstant dran, aber ich denke dann schon oft an dem Bild herum, auch wenn ich nicht male.

Hier der Photoshop-Entwurf:

Leider habe ich keine Fotos mehr gefunden von der Entstehung auf der Leinwand … mal schauen, vielleicht stosse ich noch mal auf welche …

Beste Grüsse

Daniel

Weitere Werke vom Künstler in der Sammlung

Untitled, 2017, oil, reverse glass painting, framed, 32 × 26 cm

Daniels Hinterglasmalerei-Technik:

Lieber Martin,

Hier nochmals meine Ergänzung zu deiner Ausführung zur aktuellen Hinterglasmalerei-Technik:

Grundsätzlich stimmt es schon, was du schreibst, das trifft aber eher auf die ganz traditionelle Hinterglasmalerei zu. Seitenverkehrt muss ich tatsächlich malen, rückwärts nur bedingt.

Ich habe da eine Technik entwickelt, die es mir erlaubt, auch Korrekturen anzubringen. Es stimmt also nur teilweise, dass ich zuerst die Details malen muss und dann am Schluss den Hintergrund. Dadurch, dass ich mit dem Japanspachtel (Metallspachtel) die trockene Farbe immer wieder herausschneiden kann, komme ich auch immer wieder auf die vorderste Ebene. Die sichtbare Farbe ist die, die direkt auf dem Glas sitzt. 
Diese Technik gleicht sehr stark der digitalen Malerei im Photoshop. Auch im Digitalen gibt es kein wirkliches Hintereinander. Das, was man sieht, sind die Pixel und die sind alle auf einer Ebene. Die Farbe, die man von vorne durch das Glas sieht, sitzt auf einer Ebene. Eine Ausnahme: Wenn die Farbe lasierend aufgetragen ist, kann es tatsächlich auch ein räumliches Hintereinander der Farbschichten geben. Dann muss tatsächlich rückwärts gedacht werden. Deckend gemalt, sieht man nur das, was zuvorderst direkt auf der Glasscheibe sitzt. Durch das Freistellen der Farbe mit dem Spachtel komme ich da jederzeit wieder auf diese Ebene. So ergeben sich diese mit scharfen Kanten freigestellten Formen, die an das digitale Werkzeug im Photoshop erinnern.

Ich wünsche dir und deiner Familie eine schöne Weihnachtszeit trotz allem und wir sehen uns dann mal im neuen Jahr!


Liebe Grüsse


Daniel


Untitled, 2015, oil on wood, 19.5 × 13.5 cm

Untitled, 2014, Öl, Lack auf Holz, 29.5 × 23 cm

Untitled, 2014, Öl und Lack auf Holz, 29.5 x 23 cm

Untitled, 2013, Öl auf Papier, 50 × 35 cm

Tischteppich Nr. 3, 2012, Öl auf Baumwolle, 115 × 80 cm

Untitled, 2011, Öl und Acryl auf Baumwolle, 120 × 120 cm